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Weltsynode:Auf dem Weg zu einer Kirche, die anders ist

Erstes Zwischenfazit zur Beteilligung an der Weltsynode im Erzbistum Köln. Ein Beitrag von Michael Hänsch, Leiter Team Weltsynode im Erzbistum Köln.
Datum:
24. März 2022
Von:
Daniel Korten

Das ist einzigartig: Eine weltweite Gemeinschaft macht sich gemeinsam auf den Weg. So geschieht es gerade bei der von Papst Franziskus ausgerufenen Weltsynode. 

Papst Franziskus will hören, was die Menschen über die Kirche denken – offen und ehrlich. Und er will das von möglichst vielen Menschen weltweit hören. Alle Menschen sind eingeladen – egal, ob katholisch oder nicht. Gemeinsam sollen Amtsträger und Laien dabei über die Zukunft und Reformthemen der Kirche in einen Dialog kommen. Es geht um eine realistische und ehrliche Bestandsaufnahme, wo die Kirche heute steht und um gemeinsame Überlegungen, wie und wohin sich die Kirche in Zukunft entwickeln soll. 

Im Erzbistum Köln stand unter www.weltsynode.koeln eine Beteiligungsplattform im Internet zur Verfügung. Auf dieser konnten unter dem Motto „Sag’s dem Papst“ bis zum 18. März Vorstellungen, Meinungen und Wünsche zur Zukunft unserer Kirche zurückgemeldet werden – als Privatperson oder auch mit einer Gruppe, z.B. aus der Gemeinde. 

Die Rückmeldungen sind als Zuarbeit für die Weltbischofssynode in Rom im kommenden Jahr 2023 gedacht. Sie sind jedoch auch Chance und Orientierung für uns selbst, unser Gemeindeleben und unsere eigene Kirche im Erzbistum Köln – und sie sind trotz und gerade wegen der vorhandenen Krisen in den Blick zu nehmen.

Papst Franziskus hat zehn Themenbereiche vorgeschlagen: Zusammen gehen; Einander zuhören; Frei und offen sprechen; Gemeinsam den Glauben feiern; Den Auftrag Jesu annehmen und verantworten; Im Dialog sein; In der Ökumene wachsen; Einfluss haben und nehmen; geistlich entscheiden und Lernende Kirche sein. Dazu waren Meinungen, Ideen und Erfahrungen ausdrücklich erwünscht – ungeschminkt und ehrlich, so wie gedacht und erlebt wird. Die Beteiligungsplattform ist zudem transparent, denn alle Einträge können gelesen und kommentiert werden.  

Bis zum Zeitpunkt der Schließung der Beteiligungsplattform www.weltsynode.koeln am 18. März sind 5.417 Beiträge und 1.243 Kommentare zusammengekommen. Insgesamt 1.725 Nutzer/innen, davon 136 Gruppen, haben sich seit der Eröffnung der Plattform am 01. Februar mit Beiträgen zu den von Papst Franziskus benannten Themenfeldern eingebracht. Damit ist das Anliegen, die Menschen im Erzbistum Köln zur Beteiligung zu ermutigen, Realität geworden – mehr noch: Die Erwartungen wurden deutlich übertroffen!

 

Zeit für ein erstes Zwischenfazit.

In einer schwierigen Situation im Erzbistum Köln öffnete sich unerwartet durch die Weltsynode ein neues Fenster. Denn in vielen Gesprächen habe ich gesagt bekommen, dass die Beteiligungsprozesse am Pastoralen Zukunftsweg als nicht besonders beteiligend erlebt wurden. Und auch der Synodale Weg der Bischöfe und des ZdK hat – obwohl wichtige Themen beraten wurden – irgendwie das Leben in den Gemeinden (noch) nicht erreicht. 

Und dann kam der Papst mit seiner Einladung zur Weltsynode. Mich hat der Gedanke gleich fasziniert. Der Papst macht ernst. Mit der Eröffnung der Weltsynode im letzten Jahr beginnt das Trainingslager der Kirche zur Synodalität. Seit Jahre beschwört Papst Franziskus in seinen Ansprachen die Synodalität. Jetzt wendet der Papst seine Idee an: Er probiert aus, was er unter Synodalität versteht. Denn, so der Papst, die Kirche habe vergessen, dass sie nur synodal existieren könne. 

Meiner Meinung nach hat sich der bisherige Verlauf der diözesanen Phase der Weltsynode in unserem Erzbistum schon gelohnt. 

Viele Christinnen und Christen haben neu entdeckt, dass eine synodale Kirche, ein gemeinschaftliches gehen auf einem gemeinsamen Weg ist. Und das ein aufmerksames aufeinander Hören und Hinhören auf den Heiligen Geist bei Entscheidungsfindungen angesagt ist. Wenn Synodalität („gemeinschaftliches gehen“) ein wesentlicher Bestandteil in Stil, in Kultur und Struktur von Kirche werden soll, dann setzt dies ein wirklich gemeinsames Nachdenken von Gläubigen, den Bischöfen und dem Bischof von Rom voraus. 

Ich bin gespannt, wie dieses tolle Prinzip von Kirche sein sich in anderen Entscheidungsprozessen – auch der Kirche von Köln – wiederfinden lässt. 

Mit der Beteiligungsplattform haben wir im Erzbistum ein neues Instrument zur Meinungsbildung entdeckt. Jenseits von Strukturen konnte jede und jeder sagen, was sie / er denkt – ohne Tabus und ungeschminkt. Und alle konnten lesen, was andere geschrieben haben. Ein echter Zugewinn an Offenheit und Transparenz.

 

Wie geht es nun weiter?

Die Agentur Zebralog, die das Erzbistum Köln in der Beteiligungsphase unterstützt, wertet alle Beiträge nach sozialwissenschaftlichen Standards aus. Daraus erstellt das Synodenteam die Beratungsgrundlage für eine diözesane Synodalversammlung, die am 30. April und 01. Mai 2022 in Köln stattfindet. Auf dieser Konferenz werden 150 Delegierte – häufig bestehend aus den Mitgliedern des Diözesanpastoralrates sowie einem breiten Querschnitt von Menschen aus dem Erzbistum Köln – zusammenkommen, um über die Rückmeldungen zu beraten, die in den weiteren weltkirchlichen Synodenprozess eingebracht werden sollen: Die Deutsche Bischofskonferenz wird die Beratungsergebnisse aller deutschen Bistümer in einem Gesamtpapier bis zum 15. August nach Rom weiterreichen. 

Darüber hinaus werden die Delegierten der Synodalversammlung ebenfalls diskutieren, welche Themen und Impulse aus den Rückmeldungen für die konkrete Weiterarbeit im eigenen Erzbistum aufgegriffen werden. 

Alle bisherigen Beteiligungen und deren Zusammenfassung, weitere Ergebnisse der diözesanen Synodalversammlung Ende April sowie aktuelle Informationen zur Weltsynode sind bzw. werden auch zukünftig auf der Seite der Beteiligungsplattform unter www.weltsynode.koeln eingestellt. 

 

Michael Hänsch
Leiter Team Weltsynode